Großwärmespeicher
der N-ERGIE Nürnberg
Großwärmespeicher
der N-ERGIE Nürnberg
2004 wurde Dürschinger Architekten mit den konzeptionellen Planungen für das neu zu errichtende GUD _ HKW Kraftwerk von der N-ERGIE beauftragt. Die architektonischen Überlegungen zur Konstruktion und den Fassaden waren einem sich stetig verändertem technischen Einfluss unterworfen, der letztlich zur Idee einer vorgesetzten Metallhaut in Form eines Negligés führte.
Technische Veränderungen und Durchdringungen der konstruktiven Außenwände hatten somit nur geringen gestalterischen Einfluss auf das äußere Erscheinungsbild, welches sich bis heute unverletzt darstellt.
Der unmittelbar benachbarte - und an das GUD angebundene - neue Großwärmespeicher prägt mit seiner notwendigen technischen Höhe dabei nicht nur das N-ERGIE Gelände , sondern weithin sichtbar auch das Stadtbild Nürnbergs. Diesem gestalterischen Anspruch folgend, wurden wir diesbezüglich mit der gestalterischen und technischen Ausführung der Fassade des Speichers im Jahr 2014 beauftragt.
Hierbei galt es für uns zunächst, um die Auslotung verschiedener Varianten mit dem Ziel die energetische Bedeutung des Speichers zu signalisieren. Auch wäre es wünschenswert gewesen das 75 m hohe Bauwerk öffentlich begehbar zu machen und über einen künftigen Landschaftspark mit der Südstadt Nürnbergs zu verbinden.
So blieb es bei der Vorstellung der verschiedenen Varianten im Baukunstbeirat der Stadt Nürnberg. Die natürlichen vorhandenen Energiequellen Sonne und Wind wurden dabei inhaltlich in unterschiedliche Fassadenstudien einbezogen. Fassaden aus recycelbaren LKW-Planen oder aus changierenden, sich im Wind bewegenden Metallschuppen fanden dabei ebenso wenig Zustimmung, wie eine horizontal gebänderte Haut aus PV-Folien, welche dem Speicher eine energetisch- immanente Bedeutung verliehen hätten.
In Anlehnung an die Anmutung des alten Gasometers Nürnberg-Sandreuth entstand dann ein für die Stadt Nürnberg tragfähiger gestalterischer und wirtschaftlicher Kompromiss, der in seiner gestalterischen Reduktion und vom BKB gewünschten Rigidität noch weitere Untersuchungen auch in technischer und wirtschaftlicher Machbarkeit erfordert hätte.
Wassertemperaturen bis über den Siedepunkt hinaus, 5,0 cm starke tragende Stahlwände, Dämmstärken mit 60 cm und eine möglichst leichte Fassadenhaut mit wenigen Durchdringungspunkten /Kältebrücken, sowie große thermische Bewegungen waren dabei die technischen Herausforderungen für die Gestaltung der Außenhaut des Großwärmespeichers
Wir durften einem energetisches Erfolgsmodell mit überregionalem Vorzeigecharakter ein adäquates und unverwechselbares Erscheinungsbild im Stadtbild Nürnbergs geben.
Der Wärmespeicher Nürnberg der N-Ergie ist weit mehr als nur eine funktionale technische Anlage. Das Architekturkonzept und der Entwurf auf Basis einer dynamischen Fassadengestaltung stammen von Dürschinger Architekten. Ihr Ziel war es, eine künstlerische Ausdrucksform für Energie zu finden, anstatt die vorgegebene Zylinderform rein technisch zu verkleiden.
Dürschinger Architekten entwickelten auf Basis des Kinesis-Prinzips zwei innovative Fassadenkonzepte für den Großwärmespeicher Nürnberg. Diese Entwürfe visualisieren die dynamischen Einwirkungen von Wind und Licht und setzen der Statik des Speichers kinetische Bewegung entgegen.
Die Ideen reichten von einer Fassade aus schichtweise angeordneten, wellenförmigen Elementen (ähnlich Folien oder Planen), die bei Windstille massiv wirken und sich im Wind dynamisch bewegen, bis hin zu einer Hülle aus leicht erregbaren, reflektierenden Aluminiumplatten. Letztere erzeugen durch Wind und wechselndes Licht weithin sichtbare wellenförmige Bewegungen und Lichtreflexionen.
Ein zentraler Aspekt des Entwurfs von Dürschinger Architekten war die Realisierbarkeit: Das innovative Fassadendesign wurde so konzipiert, dass es sich nahtlos in die standardisierte Bauweise von Wasserspeichern und Pufferspeichern integrieren lässt. Notwendige statische Anpassungen und die Verwendung handelsüblicher Materialien wurden dabei von Anfang an berücksichtigt.
Mit ihrem Entwurf für den Wärmespeicher / Pufferspeicher Nürnberg zeigen Dürschinger Architekten, wie technische Infrastruktur durch wegweisende Energiearchitektur und ein dynamisches Fassadendesign zu einem prägnanten und künstlerischen Element im Stadt- und Landschaftsraum werden kann.
Standort: Nürnberg-Sandreuth, am Heizkraftwerk der N-ERGIE
Betreiber: N-ERGIE Aktiengesellschaft
Typ: Großwärmespeicher / Pufferspeicher für Fernwärme
Zweck: Speicherung von Fernwärme zur Optimierung der Energieerzeugung, zum Ausgleich von Schwankungen (als Pufferspeicher) und zur Integration von erneuerbaren Energien. Der Speicher ermöglicht die Aufnahme von Wärme, die unter anderem aus überschüssigem Strom von ca. 60.000 Photovoltaik-Anlagen (mittels Power-to-Heat-Technologie) gewonnen wird, um das Stromnetz zu entlasten und grüne Energie nutzbar zu machen.
Speichermedium: Heißwasser
Volumen: ca. 33.000 Kubikmeter (m³)
Höhe: ca. 70 Meter
Durchmesser: ca. 26 Meter
Thermische Speicherkapazität: ca. 1.500 Megawattstunden (MWh)
Fassungsvermögen von ca. 33.000 Kubikmetern Wasser
Bauweise: Gedämmter Stahlbehälter (Standard für Großwärmespeicher)
Inbetriebnahme: Ende 2014
Dieser Großwärmespeicher zeigt, wie moderne Architektur (Entwurf: Dürschinger Architekten) und innovative Technologie zusammenwirken, um die Wärmeversorgung zu sichern und aktiv zur Energiewende beizutragen, indem er die effiziente Nutzung von Photovoltaik-Strom ermöglicht. Seine Funktion als Pufferspeicher im Zusammenspiel mit fluktuierenden erneuerbaren Quellen ist dabei von strategischer Bedeutung.